Ende einer Ära – Feuerlöschboot FLB 23/2 verabschiedet sich aus Stralsund
Es gehört zum Stralsunder Hafen wie die Gorch Fock l. Ein bisschen kleiner zwar, aber doch ebenso ein Hingucker für Einheimische und Gäste: das 47 Jahre alte Feuerlöschboot FLB 23/2. Nach so langer Dienstzeit hat es sich seine Schiffsrente verdient und wird darum aus der Berufsfeuerwehr in den Ruhestand verabschiedet.
Gebaut wurde das Feuerlöschboot – gemeinsam mit mehreren baugleichen Schwestern – 1973 in einer Berliner Werft. FLB 23/1 und FLB 23/2 kamen zusammen an den Standort Stralsund. Dieser war damals noch auf dem Kleinen Dänholm. Neben der Hafenwache, die als Unterkunft für die Crew fungierte, gab es dort auch einen seeseitig befahrbaren Bootsschuppen. Die Besatzungen bestanden aus je einem Schiffsführer, einem Maschinisten und zwei Decksleuten. Bei einem Brand auf der Volkswerft in den siebziger Jahren stellten die Feuerlöschboote ihre enorme Leistungsfähigkeit zur Schau: Mit ihren starken Pumpen ließen sich in kurzer Zeit große Mengen Löschwasser fördern. Beide Boote waren bis zur Wiedervereinigung der Abteilung Feuerwehr im Ministerium des Inneren und damit dem Volkspolizeikreisamt Stralsund unterstellt. Danach wurde FLB 23/1 verkauft und FLB 23/2 von der Stralsunder Feuerwehr für die Schiffsbrandbekämpfung sowie technische Hilfe auf See übernommen. Ebenso diente es der Ölabwehr, zur Unterstützung der Tauchergruppe und der wasserseitigen Bekämpfung von Großbränden an Land. Sein Einsatzgebiet waren der Strelasund sowie die küstennahen Gewässer einschließlich der Bodden rund um die Inseln Rügen und Usedom. In den letzten 20 Jahren kam es nur noch zu vereinzelten Einsätzen, wie dem Freischleppen von Segelyachten. Seit 2007 hat FLB 23/2 seinen festen Liegeplatz im Stadthafen. Bis heute.
Doch auch an den robustesten Feuerlöschbooten nagt irgendwann der Zahn der Zeit, Schiffstechnik und Einsatzbereiche haben sich weiterentwickelt bzw. geändert. Für die heutigen Anforderungen steht der Stralsunder Feuerwehr inzwischen ein leistungsstarkes Mehrzweckboot mit geringem Tiefgang zur Verfügung. Neben Menschenrettung und technischer Hilfeleistung dient es auch der Tauchergruppe als Arbeitsboot. Die absenkbare Bugklappe vereinfacht die Einsätze auf dem Wasser.
Somit musste das alte Feuerlöschboot nunmehr außer Dienst genommen werden. Doch auch, wenn es für die heutigen Ansprüche zu groß, zu langsam und nicht wendig genug ist, geht dieser Abschied auch mit Wehmut einher. Schließlich verbinden die Stralsunder Feuerwehrmänner mit ihrem FLB 23/2 viele Erinnerungen. Da stehen selbst dem Chef Florian Peters Tränen in den Augen, wenn er sagt: „Mit diesem Schiff verlässt auch ein Stück Tradition und maritimes Flair die Hansestadt.“
Mit „Status 6“ auf dem Funkgerät, dem Zeichen für „nicht einsatzbereit“, ist nun die Ära des Feuerlöschbootes in der Hansestadt Stralsund zu Ende gegangen.
Heute (10. Juni) waren die die Kollegen der Stralsunder Feuerwehr sowie viele Schiffsfreunde im Stralsunder Hafen vor Ort, um die alte Lady gebührend zu verabschieden. Sie alle waren Augenzeuge, wie das "FLB 23/2" seinem neuen Besitzer übergeben werden konnte und es Kurs in Richtung neuer Heimathafen nahm.
TECHNISCHE DATEN
Länge | 21.92 m (über alles 23,22 m) |
Breite | 4,71 m |
Seitenhöhe | 2,83 m |
Tiefgang | 1,65 m |
Fertigstellung | Juli 1973 |
Geschwindigkeit max. | 15 kn (ca. 28 km/h) |
Marschgeschwindigkeit | 12 kn (ca. 22 km/h) |
Feuerlöschpumpe | 5.600 l / min bei 10 bar |
Schaummittel | 1.400 l |
Rettungskapazität | 60 Personen |
Motoren | 2x506 PS/374 kW (Antriebsmotor) 1x49 PS / 36 kW (Hilfsmotor) |
Besatzung | 1 Schiffsführer |
1 Maschinist | |
2 Decksmänner |